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Energienews

Delfine gegen Putin
Delfine gegen Putin (31.10.2014)

Während Anfang der Woche zahlreiche Experten nach ominösen russischen U-Boot-Aktivitäten in den Gewässern vor Stockholm Ausschau hielten, fand nur wenige hundert Kilometer weiter östlich eine echte Sensation in der Ostsee statt: Vor Klaipeda (Litauen) legte der schwimmende Flüssiggashafen „Independence“ an.

Delfine gegen PutinDer Name passt perfekt, denn dieses von Statoil betriebene LNG-Terminal (Speicherkapazität: 170.000 Kubikmeter), das bereits im Dezember seine Arbeit aufnehmen wird, dürfte die wirtschaftliche und die politische Situation für das gesamte Baltikum verändern. 2015 wird die „Independence“ zunächst 17 Prozent des litauischen Gasbedarfs decken. Doch mittelfristig hat das 300 Meter lange Terminal das Potenzial, 75 bis 90 Prozent des gesamten Gasbedarfs aller baltischen Länder zu bedienen. Damit relativiert sich die Gasabhängigkeit des Baltikums von Russland. Den Kreml dürfte das nicht freuen, schließlich kämpft Putin bereits mit dem weltweit sinkenden Ölpreis.

Schon jetzt bekommt Gazprom die neue Situation in der Ostsee zu spüren: Bis zum Juli 2014 musste Litauen mit bis 480 US-Dollar für 1000 Kubikmeter Gas mehr an den russischen Gas-Monopolisten zahlen, als alle anderen europäischen Länder. Jetzt wurde ein neues Abkommen ausgehandelt, nach dem der Preis bis Ende 2015 auf 370 US-Dollar gedrückt werden konnte. Zum Vergleich: Für das LNG aus Norwegen wird Vilnius zwischen 328 und 366 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter zahlen, wie litauische Medien berichteten.

Bisher waren Litauen, Estland und Lettland nahezu zu hundert Prozent abhängig von Gazprom – damit ist es nun bald vorbei. Doch auch andere Ostsee-Anrainer setzen jetzt auf LNG: Finnland und Estland planen ein gemeinsames Terminal und auch vor dem polnischen Swinemünde soll 2015 ein schwimmendes Flüssiggas-Terminal die Arbeit aufnehmen – mit Gas aus Katar.

Und welche Zukunft hat LNG in Deutschland? Welche praktischen Anwendungsmöglichkeiten ergeben sich? Die Europäische Kommission verfolgt eine Strategie, um LNG als Alternative zum Diesel zu etablieren („Clean Power for Transport“). Heute ist der deutsche Straßengüterverkehr nahezu komplett von Erdöl abhängig. Doch eine Studie der Deutschen Energie-Agentur (dena) kam Ende September zu dem Schluss, dass LNG als alternativer Kraftstoff das Potenzial habe, „die Energieversorgung zu diversifizieren und auch die Klimabilanz der Lkw sowie aller damit transportierten Waren zu verbessern“. Mit LNG käme nach LPG (Liquified Petroleum Gas) und CNG (Compressed Natural Gas) die bereits dritte Gassorte auf den deutschen Markt.

Während in Großbritannien, Schweden, den Niederlanden (10 LNG-Tankstellen) und den USA (dank des Schiefergas-Booms gibt es hier über 100 Tankstellen) bereits LNG-Lastwagen erfolgreich eingesetzt werden, gibt es in Deutschland bisher weder LNG-Tankstellen noch Testflotten. Dabei sind die Emissionen im Schwerlastverkehr zwischen 1990 und 2012 um 40 Prozent gestiegen – und die Bundesregierung sagt einen weiteren Anstieg der Verkehrsleistung voraus. In Deutschland wird die Etablierung von LNG von der Erdgas Mobil AG vorangetrieben. Mit Unterstützung der EU soll bis 2025 entlang der europäischen Hauptverkehrsrouten mindestens alle 400 Kilometer eine LNG-Tankstelle entstehen, wie das Unternehmen mitteilte. Erdgas Mobil hat kürzlich eine Genehmigung für den Bau einer LNG-Tankstelle erhalten.

Und auch die Fahrzeughersteller ziehen nach: Auf der diesjährigen IAA stellte Iveco seinen Schwerlast-Lkw „Stralis LNG“ vor und Scania präsentierte die LNG-Variante seines Modells CG 19.

Die dena betonte in ihrer Studie, dass Erdgas der sauberste fossile Kraftstoff ist. Er kann auch mit biogenem oder synthetischem Methan veredelt werden. Ein Mischkraftstoff aus 80 Prozent LNG und 20 Prozent Biomethan könnte bei einem Marktanteil von vier Prozent im Straßengüterverkehr bereits heute zirka 240.000 Tonnen CO2 pro Jahr gegenüber Diesel vermeiden. Aufgrund der hohen Energiedichte könnten LNG-Lastwagen auch lange Strecken zurücklegen. Außerdem sind LNG-betriebene Lkw deutlich leiser als ihre Diesel-Pendants.

Dennoch ist man in Deutschland noch zögerlich: Eine Kette an LNG-Tankstellen wäre erst attraktiv, wenn die Logistikunternehmen die entsprechenden LKW in großer Stückzahl einsetzen würden. Es ist also das übliche Problem – was wird zuerst da sein: die LNG-Tankstelle oder das Fahrzeug, das sie auch benutzen kann?

Während man in Deutschland und der EU also über dem klassischen Henne-Ei-Dilemma brütet, sorgen vor Litauen ganz andere Tiere für Schlagzeilen: Neben von der NATO trainierten Spezialkräften, die die „Independence“ vor russischen Sabotageakten schützen sollen, will man hier sogar Delfine als tierisches Warnsystem einsetzen. Die litauischen Sicherheitsbehörden nehmen nämlich auch die russisch-schwedische U-Boot-Affäre durchaus ernst.

Quelle: http://www.oilco-energy.com

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