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Energienews

Wenn Caracas und Moskau an einem Strang ziehen…
Wenn Caracas und Moskau an einem Strang ziehen… (23.11.2014)

Von der SPD-Linke-Koalition in Thüringen über Helene Fischers „Tatort“-Dreh mit Til Schweiger bis hin zum Stelldichein von Campino und Peter Maffay bei der Neuaufnahme des Band-Aid-Klassikers „Do they know it’s Christmas?“: Unkonventionelle Allianzen beherrschen derzeit die Schlagzeilen. Warum sollte der Ölpreis da eine Ausnahme machen?

Bild: Wikipedia, Flcelloguy - Oil wellKaum einem Land geht der niedrige Ölpreis so tief an die Substanz wie Venezuela. Tägliche Gebrauchsgüter und Lebensmittel sind nur noch auf Zuteilung zu bekommen, wenn überhaupt. Auch wenn sich der Ölpreis in dieser Woche etwas stabilisieren konnte, scheint ein Ende der Rutschpartie nicht absehbar. Die Zahlen sind für Staaten, deren Haushalt am Ölhahn klebt, ein Horror: 20 Prozent, 25 Prozent, jetzt 30 Prozent – seit dem Sommer hält der Preisverfall an.

Da scheint es nur natürlich, dass man sich in schwierigen Zeiten neue Verbündete sucht: An diesem Dienstag war der venezolanische Außenminister Rafael Ramirez zu Gast beim russischen Energieminister Alexander Nowak – die beiden Länder sondierten ein gemeinsames Vorgehen gegen den Verfall des Ölpreises. Kein Wunder: Russlands Staatshaushalt steht und fällt mit einem Ölpreis von etwa 95 Dollar je Barrel – davon sind wir bereits ein gutes Stück entfernt. Bevor er ins Flugzeug nach Moskau stieg, hatte Ramirez schon mal in Algerien, Katar und im Iran vorgefühlt, um eine gemeinsame Strategie zu entwickeln, meldet das „Handelsblatt“. Diese drei Staaten sind genau wie Venezuela Mitglieder der OPEC – Russland jedoch gehört nicht dieser Organisation an.

In der kommenden Woche soll es weitere Gespräche zwischen Venezuela und Russland geben – auch wenn konkrete Pläne noch nicht bekannt geworden sind, ist eine Kollaboration zwischen einem OPEC- und einem Nicht-OPEC-Mitglied zur strategischen Beeinflussung des Preisgefüges eine seltene Angelegenheit. Immerhin ein Teilergebnis dieser Zusammenarbeit wurde schon verkündet: Der russische Staatskonzern Rosneft wird in den kommenden fünf Jahren von Caracas 1,6 Millionen Tonnen Öl und 9 Millionen Tonnen Öl-Derviate erwerben.

Man hört, dass Venezuelas Vorstöße bei den anderen OPEC-Staaten keine nennenswerten Ergebnisse hervorgebracht hatten. Vor allem Saudi-Arabien, das als Klassen-Primus gut ein Drittel der OPEC-Fördermenge verantwortet, arbeitet gegen eine Reduzierung der Ölproduktion an: Am Golf will man mit dem Preisdumping die boomende US-Schieferöl-Industrie an ihre Rentabilitätsgrenze bringen. Die OPEC-Sondersitzung am 27. November in Wien wurde auf Betreiben Venezuelas einberufen, was kein Wunder ist: Das südamerikanische Land habe wegen des starken Ölpreisverlustes 30 Prozent seiner Devisen-Einnahmen verloren, gab der linke Staatspräsident Nicolás Maduro bekannt.

Also muss sich Venezuela Verbündete außerhalb der OPEC suchen. Aufgrund der Folgen der Sanktionen des Westens und der immensen Kosten der Krim-Besetzung ist Russland noch mehr als sonst abhängig von einem hohen Ölpreis. Putins Reich ist immerhin der zweitgrößte Ölproduzent der Erde, aber dennoch kein OPEC-Mitglied. Eine russische Delegation wird trotzdem bereits zwei Tage vor dem OPEC-Sondergipfel in der österreichischen Hauptstadt eintreffen und versuchen, ein Wörtchen mitzureden.

Unterdessen sprießen die Spekulationen: Den Experten der Beratungsfirma JBC Energy zufolge wird das Kartell die Förderquoten um mindestens eine Millionen Barrel täglich kürzen. Ein noch größerer Einschnitt sei auch möglich. Die Spezialisten der Commerzbank schätzen, dass die OPEC ihre Produktion um 1,5 Millionen Barrel pro Tag kürzen müsste, um den Ölmarkt wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Man wird also abwarten müssen, was die Delegation um den russischen Ölminister am Rande des OPEC-Gipfels wird ausrichten können. Gut möglich, dass die russisch-venezolanische Öl-Kollaboration den Ölpreis zum Jahresende doch noch einmal steigen lässt.

Quelle: OILCO Research

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